Weltreise - Neuseeland 1998/1999
Nordinsel
Bis zur Ortschaft Whananaki (ca. 100 Einwohner), das aufgeteilt ist in Whananaki-North und South - verbunden durch eine Fußgängerbrücke (die längste Fußgängerbrücke der südlichen Hemisphäre). Nach Whananaki beginnt 5 km Schotterpiste bis zum Haus der Familie Scott, auf die ich später nocheinmal zu kam. Man kann ohne Übertreibung sagen, daß dort sehr viel Ruhe herrschte ;-) In den nächsten Tagen war ich erstmal damit beschäftigt die Nachbarschaft zur "Teatime" zu besuchen, da alle in der Gegend (ca. 40 km2) informiert waren, daß ein "German Guest" erwartet wurde. Die Gegend ist sowieso nicht mit deutschen Siedlungen zu vergleichen. Die meisten Leute wohnen in ihren Häusern auf den eigenen Hügeln oder Tal. Es ist also genug Platz um das Haus herum ;-) Speziell das Grundstück der Familie Scott war recht beeindruckend - ca. 8 Hektar, davon rund ein drittel Rasen. Zu allem überfluß haben sie keine Schafe, die ja den Rasen abfressen, sondern mussten den Rasen mit dem Traktor mähen (ca. 8 Stunden Arbeit). Dafür herrschen dort Temperaturen von 26 bis 9 Grad - Maximal bzw. Minimalwert - also recht angenehm. Vorsicht ist allerdings bei der Sonne geboten - man liegt ja direkt unterm Ozonloch und bereits die Kleinsten bekommen den Spruch eingebleut "only pigs look good pink" - da ist was dran... Im Norden Neuseelands ist vor allem das Cape Reinga sehenswert. An diesem Ort verlassen, nach dem Glauben der Maori, die Seelen der Verstorbenen die irdische Welt - ein schöner Gedanke. An diesem Tag war es übrigens in Whananaki so richtig schlechtes Wetter, auf den ca. 200 Kilometern Richtung Norden wurde es allerdings immer besser (wie auf den Bildern zu sehen).Nach zwei Wochen Australien und einer Woche im Norden Neuseelands hatte ich vor gehabt an einer geführten Reise durch Neuseeland teilzunehmen. Zunächst mal habe ich bereits Anfang 98 angefragt, ob diese Reise für mich als Rollstuhlfahrer überhaupt in Frage kommt. Die Antwort war durchaus positiv und es wurden sogar genaue Maße des Rollstuhls angefordert - naja - kurz gesagt: "alles heiße Luft", denn niemand war informiert und nichts war entsprechend gebucht...
Am 15.12. begann dieses "Fiasko". Ich kam im Hotel Hyatt in Auckland an und wurde beim Checkin groß beäugt, denn ein Rollstuhlzimmer war nicht gebucht, auch beim späteren Treffen der Reisegruppe hatte der Reiseleiter keine Informationen über mein Handicap. Am nächsten Morgen bin ich trotzdem in den Bus eingestiegen und wir sind nach einer Fahrt durch Auckland in Richtung Norden gestartet. Bei den großen Kauri Bäumen haben wir zunächst Halt gemacht und uns im Museum ein bischen informiert... Die großen Kauris sind ca. 2000 Jahre alt und bis zu 12 Meter im Durchmesser. Die Bilder zeigen einen eher "kleinen" Kauri mit etwa 50 Meter Höhe. Abends kamen wir dann in Pahia, in der Bay of Islands, an. Da das dortige Hotel ebensowenig für mich geeignet war und dies sich vermutlich so fortzog, beschloß ich diese "Reise" abzubrechen. Nach Rücksprache mit meinen Eltern meint mein Vater er würde gern nach Neuseeland kommen. Also bin ich in ein ansässiges Reisebüro und habe ein Wohnmobil für zwei Personen gebucht, wie sich später zeigte wurde das noch zu einem richtigen Problem.
Wohnmobilreise
Mein Vater sollte am 21.12. in Auckland ankommen, somit hatte ich noch Zeit... Das Wetter war zwar nicht besonders, aber ich konnte noch einen Bootstrip zum Hole in the rock machen. Da ich ja wieder im Norden war, verbrachte ich nocheinmal ein Wochenende bei der Familie Scott bevor ich am 21. nach Auckland fuhr. Mein Vater hat die Reise, Zeitverschiebung und das Linksfahren recht gut verdaut und so war unsere nächste Station Rotorua im Zentrum der Nordinsel. Rotorua ist ein vulkanisch recht aktives Gebiet mit Geysiren, blubbernden Schlammtümpeln und Vulkanen. Die Bilder zeigen Hells Gate und Waiotapu mit den verschiedenen Seen und Geysiren. Unser Trip ging dann weiter Richtung Wellington im Süden der Nordinsel, wo wir bereits am 25. die Fähre auf die Südinsel gebucht hatten... Weihnachten haben wir also im leeren und windigen Wellington verbracht. Leer deshalb weil die Haupstadt Neuseelands wirklich Menschenleer war, wir waren froh in einem chinesischen Restaurant überhaupt etwas zu essen zu bekommen.Südinsel
Nach der Überfahrt von Wellington (Nordinsel) nach Picton (Südinsel) machten wir uns auf via Nelson vorbei an den Marborogh Sounds zum Abel Tasman National Park und zur Golden Bay. Dazu muss man sagen, daß die Straße zur Golden Bay auf den Landkarten völlig harmlos aussieht, sich aber als 800 Meter hoher Pass mit absolut spektakulärer Straßenführung entpuppt. Dafür wird man an der Golden Bay für jede Angst entlohnt. So langsam zeigte sich ein weiteres Problem meiner Reise: Das Limit meiner Kreditkarten war erreicht. Ich konnte zwar sporadisch mit Karte zahlen (was in Neuseeland absolut gebräuchlich ist), aber eben nicht überall - vor allem nicht an Tankstellen. Das Buchen des Wohnmobils war eben zu viel... Am 28. gings dann weiter Richtung Westküste nach Westport. Wir machten recht intensive Erfahrungen mit einer Spezialität der Westküste, den Sandflys. Sandflys sind ungefähr Stecknadelkopf groß und ihr Biß juckt tierisch... einzelne Bisse gingen ja noch, aber die Biester gibts nur in der "Familienpackung" - also 100 Stück aufwärts. Wirklich böse wird's wenn jemand allergisch reagiert (haben wir auch gesehen). Ab Westport gabs dann ertmal Regen, an der Westküste absolut normal. Nach ein paar Kilometern Richtung Süden kommt man dann nach Punakaiki zu den Pancake Rocks, die sehen wirklich so aus wie auf dem Foto. Wie schon erwähnt war an der Westküste eher bescheidenes Wetter. An den großen Gletschern (Fox und Franz-Josef) haben wir zwar Halt gemacht aber absolut nichts gesehen... erst weiter im Süden, ab Haast war des Wetter erträglich. Ende des Jahres waren wir also in Haast bzw. Jackson Bay bevor wir die Westcoast hinter uns liesen. Es ging dann weiter über den Hast Pass Richtung Lake Hawea. Solche Begriffe wie "Pass" sollte man in Neuseeland anders auffassen als in Europa. Es waren sehr gut ausgebaute Straßen mit wenig spektakulären Momenten. Erwähnenswert sind die sogenannten squashys: Ein in Neuseeland weit verbreiteter Schädling ist das Possum, ein katzenartiger Nager. Possums bestechen nicht gerade durch Intelligenz und so passiert es ab und an, daß diese Viecher in Autos rennen und überfahren werden... ein Squashy eben. Silvester haben wir dann in Queenstown verbracht. Queenstown ist das Touristenzentrum der Südinsel, allerdings rückte meine Kreditkarte keinen müden Cent heraus, was unsere Stimmung trotz Sylvester auf den Nullpunkt brachte. Am 1. Januar beschlossen wir weiter nach Te Anau zu fahren. Das Wetter war immer noch nicht so gut was die Fahrt erleichterte, unterwegs gabs dann schönen gelben Ginster, roten Flachs und die obligatorischen Schafe zu sehen. Mittags waren wir dann in Te Anau - und die Kreditkarte funktionierte - *jubel, jubel*. Te Anau ist die Ausgangsstation zu Ausflügen zum Milford Sound. Ein solcher Ausflug darf auf keinem Neuseelandtrip fehlen. So starteten wir am 2. Januar und stahlblauen Himmel in einem Reisebus Richtung Milford. Den ganzen Tag war keine einzige Wolke zu sehen - recht selten für diese Gegend. Ich denke die Bilder sprechen für sich... allerdings ist diese Kulisse nur als atemberaubend und einzigartig zu bezeichnen. Es war ein absolut perfekter Tag mit fantastischen Bildern und makellosem Wetter. Am 3.1. sind wir dann Richtung Mount Cook gestartet. Auf dem Weg kommt man wieder an Queenstown und der Klamm des Kawarau vorbei wo man Bungee Jumping machen kann. Nachmittags waren wir dann nochmals am Lake Hawea. Am nächsten Morgen gings weiter über den Lindis Pass am Lake Pukaki vorbei zum, mit 3700 Metern, höchsten Berg Neuseelands. Mt. Cook ist schon ein recht überwältigender Anblick genauso wie die Gletscherstauseen Lake Pukaki und Lake Tekapo aus deren Wasserkraft ca. 60% der Neuseeländischen Energie gewonnen wird (Neuseeland hat keine Atomkraftwerke). Am Mt. Cook sind wir mit einem Deutschen ins Gespräch gekommen, der Neuseeland nur mit dem Fahrrad bereist. Wie ich finde eine herausragende Leistung, denn gerade, ebene Strecken gibt es kaum. Danach sind wir von Mount Cook Village über Fairlie nach Christchurch, der letzten Station in Neuseeland gefahren. In Christchurch ist der Europäische Einfluß am deutlichsten - alte Steingebäude und Universitäten ebenso wie die alte Kathedrale und der Name selbst zeigen den Einfluß der englischen Kolonialmacht. Am 7.1. endete dann unser, anschich viel zu kurzer Neuseeland Aufenthalt. Dieses Land hat noch wesentlich mehr zu bieten, weshalb ich mal mindestens 8 Wochen für einen Trip veranschlagen würde.